
HAMBURGER DAMEN WOLLEN DIE ETABLIERTEN HERAUSFORDERN
29. May 2025
Zwei Hamburger Mannschaften mit eher geringer Endrundenerfahrung wollen an der Vormachtstellung der beiden dominierenden deutschen Damenteams der letzten Jahre kratzen. Ob das am Samstag beim Final4 in Krefeld gelingt, werden die Halbfinalspiele zwischen Mannheimer HC und Harvestehuder THC (11.45 Uhr) sowie Düsseldorfer HC und Großflottbeker THGC (14.00) zeigen. Die beiden Gewinner spielen am Sonntag (11.30) den 79. Deutschen Feldmeister aus.
Während beiden deutschen EHL-Vertreter und Vorjahresfinalisten die Liga beherrschten und nach 22 Spieltagen auf den Plätzen 1 (MHC) und 2 (DHC) einen deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz hatten, schlossen HTHC (5) und GTHGC (6) nicht als die direkten Verfolger die Ligaphase ab. Aber die beiden Hamburger Teams verstanden es, im Viertelfinale zwei höher platzierte Vertreter auszuschalten. Harvestehude benötigte sogar nur zwei Spiele, um sich gegen das viertplatzierte Rot-Weiss Köln durchzusetzen, dagegen trieb Flottbek im Duell mit dem Club an der Alster (Dritter) die Spannung bis zum Siedepunkt. Nach jeweils einem 1:0-Sieg für jede Seite fand sich in der entscheidenden dritten Partie nach 60 Spielminuten kein Sieger (1:1). Im nötigen Shoot-out setzte sich Flottbek mit 2:1 durch und machte seine erste Final4-Teilnahme perfekt. Wenig überraschend hatten sich Mannheim (gegen UHC Hamburg) und Düsseldorf (gegen Berliner HC) in jeweils zwei Spielen für Krefeld qualifiziert, wobei sich Titelverteidiger DHC deutlich schwerer tat als der MHC.
Dass der Ligagewinner Mannheimer HC in insgesamt 24 Partien erst 17 Gegentore einstecken musste und damit den mit Abstand besten Defensivwert aller Erstligisten vorweisen kann, bekam in der laufenden Saison auch schon der Harvestehuder THC zu spüren. Weder im Hinspiel im Herbst in Hamburg (0:0; Shoot-out 5:4 für den MHC) noch im Rückspiel im Frühjahr in Mannheim (2:0) konnte der HTHC dem Vorjahresvizemeister ein Gegentor einschenken. Zweifelsohne liegt die Favoritenrolle im ersten Halbfinale beim MHC, der in seinen 24 bisherigen Saisonauftritten 23-mal als Sieger vom Platz ging und lediglich am 21. September 2024 beim 0:1 auf eigenem Platz gegen Köln geschlagen geben musste. Der HTHC musste bei seiner Final4-Premiere 2022 in Bonn mit einer 1:5-Halbfinalniederlage ziemlich Lehrgeld bezahlen. Der Harvestehuder Gegner damals: Mannheim. Dass es diesmal deutlich enger werden kann, ist dem HTHC allemal zuzutrauen. Ob es aber schon zum großen Wurf, sprich ins Finale reicht, wird sich beweisen müssen.
Viele Beobachter der Damen-Bundesligaszene hatten vor Saisonbeginn dem Großflottbeker THGC einen ziemlich sicheren Platz im Play-off der besten Acht zugetraut. Mit vielen und namhaften Verstärkungen hatte der Hamburger Traditionsclub seinen Kader aufgerüstet. Doch das neuformierte Team kam nur schwer in Tritt und musste bis weit in die Rückrunde darum kämpfen, Abstand zur Abstiegsrunde aufzubauen. Mit mehr Niederlagen (10) als Siegen (8) schaffte es der GTHGC dann ins Viertelfinale. Auch die beiden Saisonpartien gegen den Halbfinalgegner Düsseldorfer HC gingen mit 1:2 (im Herbst beim DHC) und 2:3 (im Frühjahr in Hamburg) für Flottbek verloren. Natürlich liegt die Favoritenrolle am Samstag bei Düsseldorf, aber in Topform präsentierte sich der Titelverteidiger zuletzt noch nicht, was die Chance für den Außenseiter Flottbek bei seiner Final4-Premiere erhöht.
Interessant ist der Umstand, dass Düsseldorf (drei Titel; 2021, 22 und 24) und Mannheim (ein Titel; 2023) zwar die Meisterschaften der vergangenen vier Jahre unter sich aufteilten, aber ihre aktuell unerfahrenen Gegner schon weitaus mehr Deutsche Meisterschaften gewonnen haben, allerdings in weiter Vergangenheit. Flottbek stand vier Mal ganz oben als Meister 1966, 1970, 77 und 79. Der HTHC ist mit 14 Titeln gar deutscher Rekordhalter. Die jüngste errungene Meisterschaft datiert auf 1973.
Unparteiische der drei Damen-DM-Spiele in Krefeld sind Hannah Dorothea Braun (SC Safo Frankfurt), Arne Böger (MTV Braunschweig), Tobias Fischer (TSV Ludwigsburg) und Florian Lippke (Marktbreiter HC). Als Videoschiedsrichter fungiert Johannes Berneth (TGS Vorwärts Frankfurt).
Foto: N.Hilbert