TITELVERTEIDIGER MHC IST RAUS, AUFSTEIGER GHTC BEIM FINAL-FOUR
19. January 2025
Der Titelverteidiger ist raus aus dem Meisterrennen, dafür darf ein Aufsteiger kommende Woche nach der Krone greifen. Die Viertelfinalspiele der Herren brachten mit dem Ausscheiden des Vorjahresmeisters Mannheimer HC und der Endrundenqualifikation des Gladbacher HTC interessante Resultate. Am Samstag kommt es beim Final-Four in Frankfurt zu den Halbfinalpartien Harvestehuder THC gegen Gladbacher HTC (16.30 Uhr) und TSV Mannheim gegen Crefelder HTC (18.45).
Der amtierende Meister Mannheimer HC konnte sich im Viertelfinalspiel beim Nord-Ersten Harvestehuder THC eine Halbzeit lang nicht auf die Anzeigetafel bringen. Die Hamburger Gastgeber verteidigten solide und nutzten dann selber die paar Lücken, die ihnen der Gegner ließ, zu einer 3:0-Pausenführung, für die Grancjan Jarzynski (10./29.) und Fülöp Losonci (13.) sorgten. Nach dem Seitenwechsel war es ein anderes Spiel, denn der Süd-Zweite hatte plötzlich den Dreh heraus und kam bis zum Ende des dritten Viertels durch die früheren HTHC-Spieler Luis Holste (7m, 32.) und Ben Hasbach (E, 40.) sowie Marius Leser (42.) zum 3:3-Ausgleich.
Wer weiß, wie sich das Geschehen weiterentwickelt hätte, wenn Jasper Ditzer den zweiten Mannheimer Siebenmeter (Jossip Anzender) zehn Minuten vor Ende nicht pariert hätte. Denn statt 3:4 stand es aus Sicht der Hausherren plötzlich 4:3, als Fülöp Losonci mit einem feinen Schuss im Hechtsprung erfolgreich war (51.). Und gleich danach ließ Titus Wex das 5:3 (52.) folgen. Der Schlussspurt des Titelverteidigers blieb ohne Erfolg, so dass der HTHC mit seinem elften Sieg im elften Saisonspiel seine Erfolgsserie fortschreiben konnte und wie schon 2023 und 2024 nach Frankfurt zur Endrunde fahren darf.
Dort wird Harvestehude auf den Gladbacher HTC treffen. Der West-Zweite setzte sich beim Berliner HC mit 9:4 (6:4) durch und setzte damit die Erfolgsgeschichte eines auf der Welle reitenden Aufsteigers fort. Vor allem den Gladbacher Heimkehrer Mats Grambusch bekam der Ostmeister BHC nicht in den Griff. Der Weltmeister brachte mit seinen erst beiden (5./8.) von insgesamt vier Toren das GHTC-Team rasch in die richtige Spur. Niklas Braun erhöhte auf 0:3 (12.), ehe sich auch die Gastgeber durch Mika Schmidt erstmals auf die Anzeigetafel bringen konnten (14.). Nachher kämpfte sich Berlin durch Treffer von Simon Herzsprung (20.) sowie einen Doppelschlag (25.) von Paul Dösch und Liam Holdermann bis auf 4:5 heran. Doch Grambusch (17./26.) und Felix Krause (22.) sorgten dafür, dass die Gäste mit einem 6:4 in die Pause gehen konnten.
Dass der BHC die komplette Halbzeit über ohne weiteren Treffer bleiben sollte, zeigt, dass Gladbach mit seinem Auftritt ein anderes Kaliber darstellte als alle BHC-Gruppengegner mit im Durchschnitt 14,3 Gegentoren pro Partie. Schon mit dem 4:7 (35.) durch David Franco deutete sich eine Vorentscheidung an. Während der BHC vergeblich anrannte, konnte sich Gladbach auf eine gute Defensive und gelegentliche Konter verlagern. Das reichte schließlich durch Max Silanoglu (50.) und nochmals Franco (57.) zum 9:4-Endstand.
Damit steht erstmals seit 2010 wieder ein Aufsteiger im Final-Four um den Hallenmeistertitel. Der Gladbacher HTC, zuletzt 2004 bei einer Hallen-Endrunde dabei, könnte dem Mannheimer HC nacheifern, der sich vor 15 Jahren tatsächlich als damaliger Neuling den blauen Wimpel schnappte.
Das spannendste Herren-Viertelfinale lief zweifellos in Mannheim, wo sich Süd-Meister TSV und der UHC Hamburg einen dramatischen Schlagabtausch lieferten, an dessen Ende die Gastgeber nach 7:7 (5:5)-Unentschieden im Shoot-out mit 2:1 die Oberhand behielten.
Die Gäste hatten den besseren Start und legten durch Leopold Harms (5.) und Hannes Müller (6.) ein 0:2 vor. Luca Großmann (14.) und Nicolas Proske (16.) führten Mannheim zurück, doch Maximilian Kloss (23./27.) holte noch zweimal die Führung für den UHC, ehe Proske (29.) und Alvaro Tello 30.), der bereits das 3:3 (24.) geschossen hatte, zum 5:4 erstmals Mannheim in Front gebracht hatten. Sekunden vor der Pausensirene schoss Florian Sperling dann den 5:5-Halbzeitstand.
So viele Tore es im ersten Durchgang waren, so wenige brachten die zweiten 30 Minuten. Erst schoss Philip Schmid per Siebenmeter (35.) den Nord-Zweiten zur 6:5-Führung, die bis zum Ende des dritten Viertels anhielt. Mit einem Doppelschlag (47./48.) drehte der starke Spanier Alvaro Tello das Resultat zum 7:6. Als UHC-Coach Jan Philipp Rabente schon sechs Minuten vor Ende Torwart Völckers für einen sechsten Feldspieler herausnahm, reagierte darauf der TSV sofort mit der gleichen Maßnahme und beorderte Torhüter Stumpf vom Platz. Die zwölf Feldspieler auf dem Platz neutralisierten sich lange, ehe dann doch der UHC mal die Lücke fand und 95 Sekunden vor Ende durch Henri Schmid zum 7:7 ausglich. Beide Teams spielten torwartlos bis zur Schlusssirene weiter.
Im Shoot-out schossen die ersten beiden UHC-Schützen direkt aus dem Anlauf – beides keine guten Entscheidungen. Der Ball von Leopold Harms ging über den Kasten, und der Versuch von Christopher Kutter landete in den Schienen von Lukas Stumpf. Nachdem Manuel Prol zum 1:0 für Mannheim verwandelt hatte, besaßen erst Luca Großmann und (nach Florian Sperlings 1:1) dann Nicolas Proske Matchbälle. Aber beide scheiterten an Bado Völckers. Es ging ins Sudden death, nun durfte der TSV vorlegen. Prol verwandelte wieder sicher, Sperling musste treffen, wurde aber von der proaktiven Art von Torwart Stumpf erfolgreich gestört. Die Entscheidung.
Gegner des Vorjahresfinalisten TSV Mannheim wird im DM-Halbfinale der Crefelder HTC. Der West-Erste setzte sich in eigener Halle mit 12:6 (3:4) gegen die Zehlendorfer Wespen durch. Der Ost-Zweite aus Berlin hielt lange mit und hatte zur Halbzeit sogar eine 4:3-Führung. Doch im zweiten Durchgang wendete Krefeld das Blatt und konnte sich dann auch noch deutlich absetzen.
Die Wespen gingen durch Timo Rätke (3.) per Ecke in Führung. Dass die Standardsituation eine entscheidende Rolle für den Ausgang der Partie spielen sollte, wurde bald klar. Während CHTC-Keeper Joshua Onyekwue Nnaji zwar nicht alle, aber doch in wichtigen Phasen einige gegnerische Ecken zunichte machen konnte, fand die Wespen Abwehr um Keeper Luis Geisler Fernandez praktisch keinen Zugriff auf die Krefelder Ecken. Das machte sich vor allem Finn Langheinrich (Foto) zunutze. Mit seinen ersten Versuchen (5./7.) drehte die Krefelder Saisonentdeckung den Spielstand zum 2:1, es folgte noch Langheinrichs 3:2 (17.), nachdem Johann Wehnert (11.) ausgeglichen hatte. Mika Böttger (E, 25.) und Johann Wehnert (30.) sicherten dem forsch mitspielenden Außenseiter die Führung zur Halbzeitpause.
Es war dann wieder Langheinrich mit seinen Eckentoren vier (33.) und fünf (35.), der für die nächste Wendung im Ergebnis sorgte. Als dann Niklas Wellen per Rückhand zum 6:4 (36.) traf, hatten die Hausherren erstmals einen Zwei-Tore-Vorsrung. Eine Vorentscheidung zögerte Daniel Koschyk mit dem 5:6 (37.) hinaus, aber die Wespen verstanden es nicht, gegnerische Strafecken erfolgreich abzuwehren. Lucas Bachmann (39.) und ein sechstes Mal Finn Langheinrich (44.) sorgten mit dem 8:5 zum Ende des dritten Viertels für ein beruhigendes Polster, das der CHTC dann auch nicht mehr hergab. Bachmann (47.) und Anton Boomes (51./56.) schraubten das Ergebnis weiter in die Höhe, die Herausnahme des Torwarts half den Wespen dann auch nichts mehr. Nur John Dammertz (E, 56.) konnte zum 6:11 verkürzen, das Dutzend zum 12:6-Endstand machte Christian von Ehren (60.) voll.
Erstmals seit 2018 konnte sich der Crefelder HTC wieder für eine Hallen-Endrunde qualifizieren, das junge Team, der Zehlendorfer Wespen enttäuschte trotz des am Ende hohen Ergebnisses keinesfalls.
Foto: Kramhöller