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Die Hockeywelt trauert um Rüdiger Hänel

17. May 2023

Der deutsche Hockeysport und auch die Hockeyliga trauern um Rüdiger Hänel. Am Montag dieser Woche war der Bonner im Alter von 64 Jahren völlig überraschend verstorben. Hänel hat über Jahrzehnte hinweg das Ausbildungswesen in Hockey-Deutschland geprägt, war aber auch als Spieler und vor allem als Trainer sehr erfolgreich.

In seiner Zeit als Damen-Bundestrainer (1991 bis 1995) gewann er mit der deutschen Mannschaft Silber (1991) und Bronze (1995) bei der Europameisterschaft und zog bei den Olympischen Spielen 1992 ins Endspiel ein, das knapp mit 1:2 nach Verlängerung gegen Gastgeber Spanien verloren ging. Die Silbermedaille ist hinter dem Olympiasieg 2004 und zwei gewonnene Weltmeisterschaften (1976, 81) der größte Erfolg des deutschen Damenhockeys.

 

In der Bundesliga hinterließ Rüdiger Hänel weniger als Spieler (nur wenige Jahre gehörte er Rot-Weiss Köln an, wo sein Bruder Ulrich weitaus bekannter war und zum 154-fachen Nationalspieler avancierte), sondern eher als Trainer Spuren. Die Damen des RTHC Leverkusen führte Rüdiger Hänel 1990 zum Feld-DM-Titel, seiner einzigen Deutschen Meisterschaft als Trainer (Foto). Seine längste Zeit als Trainer verbrachte er bei seinem Heimatclub Bonner THV, wo Hänel 1985 als Spielertrainer eingestiegen war. Zwischen 1985 und 1989 sowie später noch einmal von 2003 bis 2012 war er für das BTHV-Herrenteam verantwortlich. Der Trainerberuf war ihm durch seinen hier ebenfalls erfolgreichen Vater Horst quasi in die Wiege gelegt worden.

 

1986 hatte Rüdiger Hänel sein Trainerdiplom als Absolvent der Kölner Sporthochschule erlangt. Schon bald danach stieg er in die Strukturierung der DHB-Trainerausbildung als Mitglied der DHB-Lehrkommission ein. Seine Idee der vereinsnahen modularen Trainerausbildung setzte er insbesondere im Westdeutschen Hockey-Verband um. Der DHB gab ihm die Möglichkeit, dieses System auch bundesweit zu praktizieren. Bis zuletzt war Hänel eine treibende Kraft im Ausbildungswesen, auch als Leiter der WHV-Trainerschule.

Sein enormes Wissen, weit über das eigentliche Trainerwesen hinaus, bündelte Hänel in der von ihm gegründeten professionellen Vereinsberatung namens „hockey-fit“.

 

Auch international war seine Expertise gefragt. Nach der Ernennung zum FIH Master Coach trug er durch die Leitung diverser Lehrgänge in vielen Ländern maßgeblich zum Erfolg dieser FIH-Trainerausbildung bei und war deshalb nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eine bekannte und enorm geschätzte Größe.

 

Mit seiner stets ruhigen und sympathischen Art wusste Rüdiger Hänel, den in Hockeykreisen alle „Keule“ nannten und der dieses Wort gerne auch selbst nutzte, die Menschen einzunehmen. Er hinterlässt Ehefrau Claudia und die Kinder Jule und Ben, die beide auch schon in der 1. und 2. Bundesliga aktiv waren.

 

Fotos: Hockey-fit, DHZ-Archiv

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